Wenn ein Kind erkrankt, erkrankt die ganze Familie
Hospizarzt Dr. Gustav Herincs über die Wichtigkeit die gesamte Familie schwerkranker Kinder zu betreuen.

Familienurlaub, Familienhotel, Familientherme, … warum nicht Familienhospiz? Ein Ort zum „Auftanken“ für schwerkranke Kinder, deren Geschwister und Eltern. Sie alle sind willkommen, werden als Einzelpersonen ernst genommen, an Leib und Seele gestärkt, um dann wieder als Familie mit einem schwerkranken Kind in deren häuslicher Umgebung leben zu können.
Krankheit bricht in die Familien ein – ganz besonders wenn Kinder betroffen sind – die Belastung durch die Betreuung – oft rund um die Uhr – die ungleich verteilte Obsorge – Mütter tragen die Hauptlast – Großeltern sind nicht immer vor Ort und zeitlich und körperlich nur begrenzt belastbar – Pflege ist immer noch „Frauensache“. Die Väter stehen im Beruf – jemand muss ja für den finanziellen Unterhalt sorgen; Geschwisterkinder bleiben „außen vor“, müssen zurückstecken, fühlen sich allein gelassen: „Du musst auf Deine Schwester, deinen Bruder Rücksicht nehmen – sie/er ist ja krank“.

Ein Hospiz für schwerkranke Kinder und Familien betont die Wichtigkeit, die durch die Krankheit ins Wanken geratene Struktur „Familie“, in seiner Gesamtheit aufzunehmen, zu betreuen und psychosozial soweit zu stützen, dass sie möglichst lange wieder in ihrer vertrauten Umgebung zurückkehren kann.
Das Hospiz ist dabei mehr als nur ein Rastplatz – es ist ein Ort des körperlichen und geistigen Auftankens und Aufladens; niemand braucht sich verstellen, seine Gefühle verbergen – Bedürfnisse werden angesprochen und ernst genommen. Geschwisterkinder bekommen die Aufmerksamkeit, die sie brauchen, Mütter lernen Aufgaben zu delegieren, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, Väter können oft zum ersten Mal über ihre Gefühle sprechen – unter fachlich kompetenter Anleitung und Begleitung erlebt die Familie gemeinsame Stärken.

Wie wird es weitergehen? Werden wir genug Kraft bis zum Schluss haben? – Und was verstehen wir unter Schluss – ist es das Sterben unseres Kindes? Wie wird es ablaufen und wo? Werden wir als Familie bestehen bleiben oder zerbrechen wir an der Krankheit, am Schicksal? Gibt es für uns so etwas wie Glück? Um solche Fragen stellen und bearbeiten zu können braucht es einen Ort, der Sicherheit vermittelt, Therapeut*innen (Menschen), die Vertrauen aufgebaut haben, Ansprechpersonen, die Verständnis und Empathie leben.
Der Sterntalerhof ist so ein Ort – ein Hospiz für schwerkranke Kinder und Familien.

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